633: HANDSCHRIFTEN – MOZART – THAMOS

... composta del Sig(nor)e W. A. Mozart." (Deckeltitel). Musikmanuskript in schwarz-brauner Tinte auf Bütten. Dat. "1780" (tatsächlich wohl Österreich oder Süddeutschland, nach 1805). Gr.-Fol. (34,5 x 21,7 cm). 35 S., 1 nn. Bl. und mehrere weiße Bl. (Partitur) sowie 28 nn. ungebundene Bl. mit den einzelnen Instrumentalstimmen. Alte Fadenbindung, ohne Einband, zus. in Umschl. d. 19. Jhdts. (24)
Startpreis: 300,- €
Ergebnis: 500,- €


Mozarts Bühnenmusik zu "Thamos, König in Ägypten" (KV 345/336a), uraufgeführt 1774, ist von freimaurerischem Geist geprägt und weist auch thematisch auf die "Zauberflöte" voraus. Dem Drama des Freiherrn von Gebler war indessen kein Erfolg beschieden, was sich schon um 1780 herausstellte. Die Musik erhebt sich jedoch weit über ein Gelegenheitsstück, und gerade der quasi liturgische Ernst der Chöre legte es nahe, diese im Parodieverfahren in geistliche Musik zu verwandeln. Das geschah wohl mit Billigung durch Mozart selbst, und das am Anfang unserer Partitur eingetragene Datum "1780" könnte durchaus die Entstehungszeit dieser nun kirchlichen Chorhymnen bezeichnen, die man nicht genau datieren kann. Hier liegt jedoch eine Abschrift nach dem 1805 erfolgten Erstdruck vor, wie am Fuß der Titelseite vermerkt: "No. 3 der bei Breitkopf & Härtel erschienen(en) Hymnen". Dies ist eine Umarbeitung der Nr. 6, des Chores "Gottheit über alle mächtig" mit dem neuen Text "Gottheit Dir sey Preiss und Ehre" (vgl. Köchel Anh. B. 336a/345, Nr. 6). Gegenüber dem Druck weist unsere Abschrift allerdings einige Abänderungen und Freiheiten auf, was näher zu untersuchen wäre. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß nach dem Ende des Notentextes auf der gegenüberliegenden Seite, überschrieben als "3ter Text" der lateinische Text der Fassung dieses Chors als Offertorium in D "Jesu rex tremendae majestatis" niedergeschrieben worden ist. Diese Fassung ist laut Köchel nicht im Druck erschienen. – Vorliegen hier die Partitur und das Stimmenmaterial der Instrumente zur Aufführung als geistliches Chorwerk im Gottesdienst mit diversen Anpassungen und Abänderungen gegenüber der gedruckten Partitur. Der hinzugefügte lateinische Text erweist, daß das Stück je nach Bedarf mit deutschem und lateinischem Text gesungen worden ist. Diese Handschrift hat somit für die Rezeptionsgeschichte der "Thamos"-Musik eine nicht zu unterschätzende Bedeutung (vgl. auch die vorhergehende Nummer der "Kleinen Credomesse", die aus derselben Quelle stammen muß). – Auf Bütten mit Wasserzeichen (Buchstaben im Rund). – Gebrauchshandschrift; leicht gebräunt und fleckig (vor allem die Stimmenblätter). – Beiliegt ein Partiturblatt mit dem Anfang eines Konzerts für Oboe und Orchester (Vorder – und Rückseite mit zus. 19 Takten, ein "Allegro" in C-Dur im Stil der Mannheimer Frühklassik, wohl um 1770/80).