2: FLÄMISCHES STUNDENBUCH.

Lateinische Handschrift auf Pergament. Flandern, um 1470. Ca. 10,5 x 7,5 cm. Mit zus. 15 Seiten mit breiten vegetabilen Bordüren (davon 8 dreiseitig, 7 mit Bordüren am Kopf und Fuß), ferner 9 größeren Initialen (ca. 2 x 2 bis 2,5 x 3 cm), tls. auf Goldgrund, sowie vielen kleineren Initialen auf farbigem Grund und zahlreichen einzeiligen Initialen in Gold und Blau mit Federwerk. 150 Bl. Schriftspiegel: 6 x 4,2 cm. 16 Zeilen. Goldgepr. Maroquin d. 19. Jhdts. (leicht beschabt). (140)
Startpreis: 18.000,- €


Flämisches Stundenbuch mit reichem ornamentalem Schmuck, geschrieben in einer zierlichen engen Buchminuskel. – Im Kalender weisen die Einträge der beiden Feste der heiligen Gertrud von Nivelles, des heiligen Lambert von Lüttich oder des heiligen Adrian von Brüssel auf eine Bestimmung für Flandern. Auch läßt sich die Art der Initialen und Bordüren mit einer Entstehung in dieser Region verbinden.

Die Ausstattung mit Initialen und Rankendekor zeigt durchgehend einheitlichen Charakter. Dabei zeugen die gesamte Anlage der Schmuckseiten, die elegant ausgeführten Buchstabenkörper ebenso wie die in ihren Formen darauf abgestimmten Grundfelder von der Entstehung in einer professionellen Werkstatt, die wir jedoch nicht näher lokalisieren können. Besonders eigentümlich erscheinen die routiniert mit feiner schwarzer Feder gezeichneten und mit vielen kleinen Knospen und Trieben besetzten Rankenstämme.

Enthalten sind nach dem Kalender (fol. 1-12) die Horen vom Heiligen Kreuz, eine Marienmesse, das Marien-Offizium, die Bußpsalmen mit Litanei, das Toten-Offizium und Mariengebete. Die wichtigen Anfänge sind jeweils mit attraktiven Schmuckseiten mit großen Initialen hervorgehoben, wobei Seiten mit dreiseitigen Stabrahmen und dreiseitigen breiten Rahmenbordüren den prächtigsten Schmuck bilden. Daneben gibt es Seiten mit ebenso feinen Ornamentbordüren nur am Kopf und Fuß. Auch die Texte sind durchwegs mit uniformem Initialenschmuck gegliedert: Mit größeren, zweizeiligen Initialen in Gold auf blauen und roten Feldern, kleinen blauen Initialen mit roten Federverzierungen und Initialen in Gold mit dunklen Federverzierungen.

Der Textbestand des Stundenbuches ist komplett. Es ist nicht auszuschließen, daß es seines Miniaturenschmuckes beraubt wurde (so bei König und Tenschert vermutet), doch sind für uns keine Anzeichen dafür zu erkennen.

Literatur: Eberhard König, Heribert Tenschert, Unterwegs zur Renaissance, Ramsen, Antiquariat Bibermühle, 2011 (Antiquariat Heribert Tenschert, Katalog 67), Nr. 12.

Zustand: Etwas wellig, am Beginn und Ende am Rand etw. braunfleckig, das Gold mit kleinen Abplatzungen, Silber stellenweise oxydiert, berieben, tls. etwas verblaßt.

Vollständiges Stundenbuch mit reichem, in einer erfahrenen Werkstatt von routinierten Händen durchwegs einheitlich ausgeführtem feinen Dekor.

Flemish Book of Hours. Latin Manuscript on vellum. Flanders, c. 1470. With 15 pages with wide vegetal borders (8 of them three-sided, 7 with borders at the head and foot), further 9 larger initials, some on gold ground, as well as many smaller initials on coloured ground and numerous single-line initials in gold and blue with pen-work. Flemish book of hours with rich ornamental decoration, written in a delicate narrow book minuscule. In the calendar the entries of the two feasts of Saint Gertrude of Nivelles, and St. Lambert of Liège or St. Adrian of Brussels point to a designation for Flanders. The type of initials and borders can also be linked to an origin in this region. The decoration with initials and vine decorations shows a uniform character throughout. The entire layout of the decorative sides, the elegantly executed letter bodies as well as the matching basic fields indicate a professional workshop, however, we are not able to locate it more precisely. Particularly peculiar are the many vines in a fine black pen and decorated with many small buds and shoots. – The text of the Book of Hours is complete. It can’t be ruled out that it has been stripped of its miniature decoration (as assumed by König and Tenschert), though there were no signs of this visible to us. – Somewhat undulated, a little brown stained in the margins at the beginning and end, the gold with small chips, silver oxidized in places, rubbed, partly somewhat faded. – A complete Book of Hours with rich decoration made in an experienced workshop by experienced hands. – 19th century morocco with gilt-tooling (slightly scuffed).