47: ALBUM AMICORUM – STAMMBUCH

von Franz Christoph Ludwig Lang auf Muttenau. Meist Jena und Halle, 1719-1724. Qu.-8º. Mit 2 Gouachen. Ca. 130 Beiträge. 2 Bl., 350 S. (viele weiß). Goldgepr. Ldr. d. Zt. mit Deckeltitel "Stamm Buch Francisci Christophori Ludovici Langii I(uris) U(triusque) Studiosi" (hinterer Deckel mit kleinen Fraßspuren, leicht berieben) mit etw. beschabtem Pp.-Schuber. (137)
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Stammbuch aus der Studienzeit des späteren hochgräflich Pappenheimischen Rates und Konsistorialrates. – Die meisten Beiträge stammen aus Jena (55) und Halle (36), einige aus Cadolzburg (6) und einzelne aus anderen, meist fränkischen Städten, darunter Ansbach, Langenzenn und Nürnberg. Unter den Beiträgern finden sich bedeutende Vertreter der Rechtswissenschaften der Zeit. Genannt seien Wilhelm Hieronymus Brückner (auch Bruckner; 1656-1736), Nikolaus Hieronymus Gundling (1671-1729), Wolfgang Gabriel Pachelbel von Gehag (1649-1728), Christian Thomasius (1655-1728) und Christian Wildvogel (1644-1728); ferner die Theologen Adolph Wilhelm von Gohren (1685-1734) und Johann Michael Langguth (1682-1739), der Polyhistor und Bibliothekar zu Jena Burkhard Gotthelf Struve (1671-1738), der Universalgelehrte und Dichter Gottlieb Stolle (1673-1744) sowie der Mathematiker und Astronom Johann Bernhard Wiedeburg (1687-1766). Schließlich findet sich ganz am Ende des Albums ein Beitrag von Pierre Provansal, Verfasser einer der französischen Grammatik und Französischlehrer an der Universität Jena.

Die Mehrheit der Beiträger aber sind Studenten der Rechte oder der Theologie, wobei viele neben ihrem Studienfach auch ihre Herkunft vermerkten, so auch Daniel Eberhardt Dolp (1702-1771) aus Nördlingen, der später Bürgermeister in seiner Heimatstadt wurde, oder Ludwig Adam Weiler (1696-1764) aus Bopfingen, der dort später Stadtpfarrer war. Unter den Beiträgern aus Cadolzburg bezeichnet sich Friedrich Sigmund Greiner als "Judex Cadolzburgensis", ebenso nennen die beiden Mitglieder der Theologenfamilie Unfug, Johann Philipp und Johann Friedrich, selbst ihre Stellung als "Diaconus" und "Cantor". Bei anderen trug der Eigner später eine Berufsbezeichnung nach, so bei Conrad Heinrich Graf "Castner zu Cadolzburg" oder bei Magnus Huber "Ambtschreiber", ebenso fügt er bei Bartholomäus Wagner hinzu "Geleitsambtmann zu Fürth" oder bei Johann Friedrich Kolb "Geleitsgegenschreiber zu Fürth". Auch der Zusatz "Closter Verwalther" bei einem Beitrag aus Langenzenn von Johannes Adam Leupold stammt wohl vom Eigner. Ungewöhnlich erscheint in diesem gelehrten Umfeld schließlich der Eintrag des Stallmeisters Joseph Hagel, der sich in Ansbach 1721 in zitteriger Schrift als ein "getreuer Freund" eintrug.

Der Eigner sorgte auch für ein alphabetisches Register. Dabei ist anzunehmen, daß er auch die feinen emblematischen lavierten Federzeichnungen am Beginn des Albums selbst fertigte. Sie sind mit einem für ein Stammbuch sehr bezeichnenden Spruch überschrieben: "So soll ein jedweder Mensche seinen gewißen Zweck haben, ohne gute Freund und Gönner aber wird er solchen nicht erreichen." – Innengelenk angebrochen, ein Registerblatt mit kleinem Einriß, gering fleckig. – Mit Brokatpapiervorsätzen.