3144: RUSSISCHER KÜNSTLER VOM ENDE DES 17. JAHRHUNDERTS

Zar Peter I., der Große. Öl auf Leinwand, doubliert. Nicht sign., beschriftet und dat. 1690. 85,5 x 70,5 cm. (46)
Schätzpreis: 7.000,- €
Ergebnis: 8.500,- €


Ein hochovaler Bildausschnitt gibt durch eine schmale Laibung den Blick auf den russischen Zaren in Büstenansicht frei. Er ist in einen reich mit Perlen und Edelsteinen besetzten Mantel gekleidet, mit großem Kreuz vor der Brust, Zepter in der Hand und der mit Pelz verbrämten und mit Gold, Edelsteinen und Perlen besetzten Krone auf dem Kopf. Das junge, aber recht volle Gesicht ziert ein Schnurrbart. Unzweifelhaft handelt es sich um einen der ersten Romanow-Zaren, die Russland ab Mitte des 17. Jahrhunderts regierten. Die Aufschrift benennt ihn als "Petrus Alexiovicz c Zarus", später besser bekannt als Zar Peter I. der Große (1672-1725). Dieser war ab 1682 zusammen mit seinem Halbbruder Iwan V. zum Zar ernannt worden. Da beide noch minderjährig waren, Iwan zudem von physisch wie psychisch schwacher Konstitution war, wurde aber zunächst Iwans Schwester und Peters Halbschwester Sophia Regentin. Der 10jährige Peter zog sich mit seiner Mutter in ein Dorf außerhalb von Moskau zurück, wo er unter ihrem Einfluss eine strikt konservative, altmoskowitische Erziehung genoss. 1689 wurde Sophia durch Peter und seine Mutter gestürzt, wodurch Peter zwar regierender Zar wurde, jedoch noch unter dem Einfluss seiner traditionell gestimmten Mutter. – Unser 1690 datiertes Gemälde würde also den erst 18jährigen russischen Zaren zeigen. Dafür spricht, dass der Zar nur einen Schnurrbart trägt. Peter orientierte sich nämlich später besonders an westeuropäischen Gepflogenheiten und Verbot das Tragen von Vollbärten. Die heute bekannten Portraits des Zaren stammen meist aus der Hand westeuropäischer Maler und weichen drastisch von der uns vorliegenden Darstellung ab. Diese ist dem traditionellen, sehr ikonenhaften Stil verpflichtet, was durch den konservativen Einfluss der Mutter zu erklären wäre. Das Portrait ähnelt damit sehr denen seines Vaters Alexei Michailowitsch (1629-1676) und Halbbruders Fjodor III. Alexejewitsch (1661-1682) und lässt sich in diese Darstellungstradition nahtlos einordnen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die lateinische Inschrift ein Zusatz späterer Zeit ist, etwa um 1702, als der Zar tatsächlich 30 Jahre alt war. Die Formulierung "Potentis(s)imus Petrus Alexiovicz" rührt aus der Großen Gesandtschaft des Zaren in den Westen 1697/98. Bei Peters Verabschiedung aus Mittau (Mitava) 1697 überreichten die Jesuiten ihm ein "Elogium", das ihn mit eben diesem Ehrentitel beginnt. Das Gemälde zeigt also Peter den Großen wie ihn seine einflussreiche, traditionsbewusste und sicher sehr stolze Mutter Natalja Kirillowna Naryschkina (1651-1694), die zweite Ehefrau von Zar Alexei I., gerne dargestellt sehen wollte, reiht sich damit in die Riege der frühen Zarenportraits ein; die Inschrift ist ein späterer Zusatz. Als terminus ante quem ist für die Inschrift 1721 zu nennen, da Peter sich ab da nur noch als Imperator bezeichnen ließ. Darstellungsweise und Qualität der Arbeit sprechen für einen russischen, höfischen Maler des 17. Jahrhunderts, der ganz der Darstellungstradition verpflichtet arbeitete. – Mit dezenten Retuschen, jüngerer Keilrahmen.

Anonymous, late 17th century Russian artist, Tsar Peter the Great. Oil on canvas, relined. Unsigned, inscribed and dated 1690. – A high oval section of the picture reveals a bust view of the Russian tsar. He is dressed in a coat richly decorated with pearls and precious stones, with a large cross in front of his chest, a sceptre in his hand and a crown on his head trimmed with fur and set with gold, precious stones and pearls; he is undoubtedly one of the first Romanov tsars who ruled Russia from the middle of the 17th century. The inscription names him as ‘Petrus Alexiovicz c Zarus’, later better known as Tsar Peter I (1672-1725). – Our painting, dated 1690, would therefore show the Tsar at the age of 18. The portraits of the tsar known today are mostly by Western European painters and deviate drastically from the present depiction, which is modelled on the traditional Russian, highly iconic style. The portrait is thus very similar to those of his father Alexei Mikhailovich and his half-brother Fyodor III Alexeyevich and can be seamlessly categorised in this tradition of representation. It is very likely that the Latin inscription is an addition from a later period, around 1702, when the tsar was actually 30 years old. – The painting thus shows Peter the Great as his influential, tradition-conscious mother Natalya Kirillovna Naryshkina, the second wife of Alexei I, wanted to see him portrayed, thus joining the ranks of the early tsar portraits. The style and quality of the work speak in favour of a Russian courtly painter of the 17th century. – With subtle retouches, more recent stretcher.