123: SPANISCHE URKUNDEN – WAPPENBRIEF

(carta ejecutoria) für die Brüder Diego und Francisco Collado. Spanische Urkunde auf kräftigem Pergament. Dat. Granada, 17. 12. 1558. Fol. (32,5 x 22 cm). Mit Doppelseite mit breiten ornamentalen Bordüren, 3 Miniaturen (davon ein Wappen) und Auszeichnungsschrift sowie 24 Initialen (ca. 4 x 4 cm), jeweils in Gouache mit Gold; rot regliert. 63 Bl. Schriftspiegel: 25,5 x 14, cm. 34 Zeilen. Ohne Einband. (140)
Startpreis: 15.000,- €


Prächtiger Wappenbrief für die Brüder Diego und Francisco Collado aus Villamanrique in der Provinz Sevilla, ausgestellt im Namen von König Philipp II. von Spanien. – Eine reich mit Miniaturmalerei geschmückte Doppelseite bildet gleichsam den Auftakt der Urkunde: Der Beginn der Intitulatio mit Nennung des Ausstellers "Don Philippe" ist in goldener Zierschrift ausgeführt. Daneben steht ein Bildnis der Madonna mit dem Jesusknaben auf ihrem Schoß, der mit einer kleinen Nelkenblüte in seiner Hand auf drei vor ihm kniende, ganz in Schwarz gekleidete Brüder aus der geadelten Familie weist. Nach vier Schriftzeilen folgt darunter das viergeteilte Wappen, mit einem Helm überhöht und von Akanthus umrahmt. Die Miniatur auf der gegenüberliegenden Seite zeigt einen Ritter in goldener und silberner Rüstung, der auf seinem Schimmel mit erhobenem Schwert und wehendem Mantel voransprengt. Am Boden erblickt man zunächst einen erschlagenen Gegner, sein Oberkörper steckt in einem goldenen Panzer, ein Bein und eine Hand sind abgeschlagen. Weiter liegt am Boden ein abgeschlagener Kopf. Die beiden besiegten Feinde sind an ihrem Turban als Mauren zu erkennen. So ist hier wohl der in Spanien als Sieger über die Mauren gern auf einem Schimmel gezeigte Jakobus der Ältere als Maurentöter (Matamoros) gemeint. Die breiten Bordüren mit Goldgrund zeigen Puttenköpfe und Arabesken mit Akanthusblättern und vielgestaltigen Blüten.

Der Text der Urkunde ist in eleganter Gotico-Rotunda geschrieben; der Buchstabenkörper der großen Initialen steht jeweils in Gold vor purpurrotem, mit hellen Ornamenten geziertem Grund. – Die Urkunde endet auf Blatt 53 verso, unterzeichnet von mehreren Notaren. Auf den folgenden Blättern finden sich weitere Notariatsurkunden in verschiedenen Händen, datiert u. a. Sevilla 1559, Villamanrique 1577 und Alcazar 1610. Die letzten, ursprünglich unbeschriebenen Blätter wurden wohl im 18. Jahrhundert mit Namen von Mitgliedern der Familie Collado beschrieben; dazwischen sind 3 Bl. herausgeschnitten.

Literatur: Eberhard König, Heribert Tenschert, Unterwegs zur Renaissance, Ramsen, Antiquariat Bibermühle, 2011 (Antiquariat Heribert Tenschert, Katalog 67), Nr. 47.

Das erste Bl. oben mit minimaler Läsur, die Miniaturen stellenw. etw. berieben, gering fleckig.

Carta executoria in favour of the brothers Diego and Francisco Collado of Villamanrique in the province of Sevilla, issued in the name of Philip II. – Spanish manuscript on vellum with a splendid double-page decoration in gold and colours including an image of the Virgin and Child with the children of the recipients, a coat of arms, and a picture of a Spanish knight, the dismembered bodies of two enemies on the ground before him. With 24 gold and red initials in the text, several later additions, 3 probably blank sheets missing towards end, some slight wear to painting, otherwise fine. – No binding.