115: RICHTER – TEILNACHLASS

mit zahlreichen meist amtlichen Dokumenten, Briefkorrespondenz, Urkunden und Unterlagen des Juristen und Politikers Ernst von Richter (1862-1935), darunter viele Briefe von Adeligen, Staatsmännern, Politikern und Militärs, wichtige Urkunden aus der beruflichen Laufbahn u. a.. Zus. in zwei mod. Ordnern. Berlin, Gotha, Minden, Hannover u. a. ca. 1827-1937. Verschied. Formate, meist Folio. (116)
Startpreis: 1.800,- €
Ergebnis: 1.200,- €


Dieser Teilnachlaß ist wahrscheinlich die wichtigste Quellensammlung zur Biographie des bedeutenden preußischen Juristen und Verwaltungsbeamten, der 1905 sachsen-gothaischer Staatsminister wurde und 1921 zum Staats – und Finanzminister in der von Otto Braun geführten preußischen Landesregierung aufgestiegen ist. Ernst Friedrich Hermann Richter, geadelt 1908, durchlief eine gleichsam mustergültige Karriere als Jurist, Beamter und Politiker im Kaiserreich und während der Weimarer Republik. Politisch konservativ orientiert, gehörte er der Deutschen Volkspartei, die er 1919 mitbegründet hatte, an und war lange Zeit auch Abgeordneter. – Die in zwei Ordner aufgeteilten Papiere gliedern sich chronologisch. Der erste enthält Familiendokumente, die bis in die 1820er Jahre zurückreichen, darunter eine ganze Reihe von persönlichen Unterlagen seiner Mutter Marie Margarete Henriette Koch (1827-1862), sowie Dokumente aus Richters Kindheit, Jugend, Schul – und Studienzeit, darunter das Abiturzeugnis vom 4. 3. 1879, am Luisenstädtischen Gymnasium in Berlin, Studienzeugnisse seit 1880, Urkunden des beruflichen Aufstiegs vom Referendar zum Gerichtsassessor in Berlin, Regierungsrat in Minden und Geheimem Oberregierungsrat, außerdem zu seiner Entlassung aus dem Staatsdienst aufgrund seines Wechsels nach Gotha (Urkunden vom 9. 6. 1895, 30. 5. 1904 und 4. 7. 1905, alle mit der Unterschrift Kaiser Wilhelms II., letztere auch signiert vom Reichskanzler Bethmann-Hollweg). Es folgen mehrere durch Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha ausgestellte Urkunden und zahlreiche Briefe von Landesherren, Politikern, Diplomaten etc. aus seiner Zeit als Staatsminister in Gotha, von 1905-1914. – Der zweite Ordner enthält im Wesentlichen die Dokumente seit 1915, als Ernst von Richter wieder in Berlin und dann auch in Hannover wirkte. Eine weitere Entlassung aus dem Staatsdienst erfolgte im April 1920 wegen seiner positiven Haltung zum Kapp-Putsch und diversen Äußerungen gegen die Republik (Entlassungsurkunde vom 23. 4. 1920). Aber schon im Folgejahr wurde von Richter zum preußischen Staatsminister durch den sozialdemokratischen Ministerpräsidenten, Otto Braun, ernannt (Urkunde vom 7. 11. 1921 und viele weitere von Braun signierte Dokumente und Schreiben). Unter den späten Dokumenten dieser Sammlung ragen insbesondere drei Schreiben mit der großen und breiten Unterschrift des Reichspräsidenten Hindenburg heraus (Dankesschreiben für Richters Glückwünsche, Februar, April und Oktober 1932). Am Ende Unterlagen anläßlich des Todes von Richter, 1935, zur Testamentseröffnung, Kondolenzschreiben und andere Familienunterlagen. Die Akten enthalten viele offizielle oder geschäftliche Briefe, die meisten maschinenschriftlich, viele aber auch eigenhändig, darunter von Georg von Borries jun., Friedrich Wilhelm von Loebell, Rudolf von Valentini, Hans Barthold von Bassewitz, August Trinius, Viktor Kühne, Friedrich Freund, Leopold von Kleist und Reichskanzler Hans Luther. Am Ende des Ordners II findet sich auch persönliche, freundschaftliche Korrespondenz; Briefe und Postkarten unter anderem von Carl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha, Ernst II. zu Hohenlohe-Langenburg sowie Friedrich und Helene zu Waldeck und Pyrmont, meist aus der Zeit von ca. 1910-20, dazu zahlreiche Telegramme und andere Schriftstücke. – Große Formate teils mit Randeinrissen und – schäden, sonst meist nur geringe Gebrauchsspuren.